Was ist Factoring?

Im alltäglichen Wirtschafts- und Geschäftsverkehr stellen die regelmäßigen finanziellen Einnahmen (Umsatz) die Basis eines gesunden Unternehmens dar. Doch nicht jede Rechnung wird sofort bezahlt oder fristgerecht überwiesen. Oft ist ein intensives Mahnwesen notwendig, um sein Geld zu erhalten. Zudem fordern Kunden immer längere Zahlungsziele. Hier kann das Factoring wichtige Dienste leisten – doch was ist Factoring genau?

Was ist Factoring eigentlich?

Beim Factoring kann das Unternehmen seine offenen Rechnungen an ein Factoring Unternehmen (Factor) verkaufen. Dieses sichert sich somit im Vorfeld die gesamten wirtschaftlichen Rechte aus einer Geschäftsbeziehung. Dafür bezahlt es dem Unternehmen gewöhnlich bis zu 90 % der Forderungen aus. Die restlichen 10 % erhält der Unternehmer mit Bezahlung des Kunden an den Factor (nach Abzug der Factoringgebühr und des Factoringzins). Inzwischen bieten Factoringgesellschaften teilweise auch eine 100 % Auszahlung der Forderungen an. Mit dem Ankauf einer Forderung gehen alle Rechte gegen den Abnehmer (Debitor) auf den Factor über. Das Unternehmen selbst erhält die Zahlungseingänge aus dem Verkauf der Rechnungen sofort. Das Risiko und die Sicherstellung des Zahlungsausgleichs dieser Rechnungen durch den Debitor übernimmt das Factoring Institut.

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Definition Factoring Kreislauf

 

Factoring und die Ziele

Viele Firmen kennen das Problem: Sie erfüllen einen Auftrag, liefern Waren oder realisieren eine Dienstleistung. Die entsprechende Rechnung wird erst in 30, 60, 90 Tagen oder noch viel später beglichen. Es entsteht ein bürokratischer Aufwand (Mahnungen, Inkassodienstleistung, gerichtliches Mahnverfahren, Rechtsstreitigkeiten) und das Risiko ausbleibender Einnahmen. Diesen Gefahren soll durch die Liquiditätsfunktion des Factorings entgegengewirkt werden: Sobald das Unternehmen seine Forderung an das Factoring Unternehmen verkauft, erhält es innerhalb von 24-48 Stunden üblicherweise bis 90 % der ausstehenden Geldsumme. Selbst wenn der Geschäftspartner seine gesetzlichen Möglichkeiten ausnutzt und bei langen Zahlungszielen den Betrag erst nach 90 Tagen fristgemäß überweist, entsteht dem Unternehmen somit kein Engpass in der Liquidität. Neu ist eine sofortige Auszahlung der kompletten Rechnungssumme durch den Factor – und damit 100 % – ohne dass von der Auszahlung eine vorläufige Sicherheit verbleibt. Somit entfällt nicht nur das Warten auf die Bezahlung, zugleich erhält es die Rechnungssumme in voller Höhe. Das Unternehmen kann mit der zusätzlichen Liquidität bei seinen Lieferanten Skonto ziehen und damit Geld sparen. Außerdem hat es die Möglichkeit neue und weitere Aufträge anzunehmen, weil die Liquidität mit steigenden Umsätzen wächst.

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Das Full Service Factoring

Beim Factoring kommt es zu Unterschieden zwischen zwei gängigen Anwendungsformen. Gerne beansprucht wird zum einen das Full Service Factoring. Hierbei übernimmt der Factor neben der Liquiditätsfunktion und der Ausfallsicherung das Debitoren- bzw. Forderungsmanagement. So übernimmt dieser auch das Mahn- und Inkassowesen, und bewahrt den Auftraggeber vor finanziellen Ausfällen. Das Factoring Unternehmen bietet hierbei also unterschiedliche Dienstleistungen aus einer Hand, woraus sich natürlich ein intensiver zeitlicher und personeller Aufwand ergibt, die Firma sich jedoch wieder auf Ihre Kernaufgaben konzentrieren kann.

Das Inhouse Factoring

Was ist Factoring aber wert, wenn es nicht den Wünschen und Bedürfnissen des Auftraggebers angepasst werden kann? Daher hat sich mit dem Inhouse Factoring eine zweite Anwendungsform etabliert. Auch hierbei erwirbt der Factor umfangreiche Rechte an bestehenden und künftigen Forderungen. Zeitgleich verlagert das beauftragende Unternehmen aber nicht alle Dienstleistungen auf diesen. Befindet sich innerhalb des Unternehmens eine eigene Buchhaltungs- oder Rechtsabteilung, so kann sie ebenso wichtige Tätigkeiten beim Forderungsmanagement übernehmen. Beide Seiten arbeiten hier also eng verknüpft, der zeitliche und personelle Aufwand wird folglich untereinander aufgeteilt.

Factoring mit Schutz vor Forderungsausfällen

Im Factoring wird das unechte und das echte Factoring unterschieden. Beim unechten Factoring kann das Factoring Unternehmen den Forderungskauf rückabwickeln, wenn ein Debitor nicht bezahlt oder endgültig ausfällt. Das echte Factoring bietet für eine Firma neben den Liquiditätsvorteilen noch einen weiteren Vorteil. Mit dem Verkauf einer Forderung erhält es vom Factoring Unternehmen einen 100 %-igen Schutz vor Forderungsausfällen seiner Debitoren. Dies könnte z.B. eine Insolvenz eines Kunden sein. Folglich muss sich ein Unternehmen keine Gedanken mehr wegen ausbleibender Zahlungen machen. Somit bietet dieser Ausfallschutz, das sogenannte Delkredere, dem Unternehmen eine absolute Planungssicherheit.

Stilles Factoring und offenes Factoring

Bei dem stillen Factoring ist eine Forderungsabtretung für den Abnehmer nicht ersichtlich. Auf der Rechnung erscheint das Bankkonto des Unternehmens. Entsprechend bezahlt der Abnehmer die Rechnung direkt an dieses. Das stille Factoring ist in Deutschland eher unüblich. Beim offenen Factoring hingegen wird der Abnehmer über den Verkauf und die Abtretung der Forderung informiert. Auf der Rechnung befindet sich die Bankverbindung des Factoring Dienstleisters oder der Factoring Bank, welche die Forderung aufgekauft hat. Anfänglich gab es Bedenken gegen das offene Factoring, da ein Abnehmer die Abtretung der Forderung mit Zahlungsschwierigkeiten des Lieferanten gleichsetzen könnte. Dieses ist jedoch unbegründet, denn mit einer Factoring-Finanzierung wird die Liquidität des Lieferanten nachhaltig gestärkt. Das offene Factoring wird deshalb vorrangig genutzt. Für den Abnehmer ändert sich nur die Bankverbindung des Lieferanten.

Die Factoring Nachteile und Factoring Vorteile

Bei der Frage, was Factoring ist und wie es einem Unternehmen helfen kann, werden einige Factoring Nachteile aber im Gegensatz dazu zahlreiche Factoring Vorteile sichtbar. Als Factoring Nachteil oder Beschränkung lässt sich sicher anführen, dass es nicht für alle Branchen geeignet ist. Zudem verlangt ein Factoring Unternehmen für seine Dienste ein umsatzabhängiges Entgelt. Dabei fällt für die bereitgestellte Liquidität ein Zins an. Im Gegensatz zu einem Bankkredit wird im Factoring jedoch keine Sicherheit verlangt.

Demgegenüber stehen die Factoring Vorteile. So wird die Bonität der eigenen Geldmittel durch die sofortigen Zahlungen gestärkt. Der bürokratische Aufwand für das Debitorenmanagement und das Eintreiben einer Forderung sinkt oder entfällt komplett. Das Risiko, auf offenen Rechnungen sitzen zu bleiben, geht gleichzeitig auf den Factor über – und bleibt dem Auftraggeber somit gänzlich erspart. Das Unternehmen kann folglich sicher und perspektivisch investieren, mit weniger Risiko wachsen und damit den eigenen Standpunkt im Wirtschaftswettbewerb behaupten. Finanziell und personell ergibt sich ein umfangreiches Einsparungspotenzial: Die Basis für eine gesunde Zukunft ist gelegt. Die Liquiditäts-Vorteile mit Factoring lassen sich hier sofort selbst berechnen.

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